Verstehe Deine Katze - Interview mit Katzenpsychologin Katrin Knispel

In diesem Interview wollen wir uns der Katzenpsychologie widmen - ein Thema, das von vielen Katzenhaltern unterschätzt wird und leider auch zu "Problemen" im gemeinsamen Leben mit unseren Fellnasen führen kann. Als Expertin habe ich mir hierfür Katrin Knispel von Verstehe Deine Katze ins Boot geholt und freue mich auf all die spannenden Tipps, die Sie hier teilt.

Katrin ist Tierpsychologin und Verhaltenstherapeutin seit 2018 und klärt seither mit "Verstehe Deine Katze" über die Themen Bindung, Bedürfnisse und artgerechte, verantwortungsbewusste Katzenhaltung auf. Du findest Sie natürlich auch auf Instagram & wöchentlich teilt Sie Mehrwert in Ihrem Podcast "Verstehe Deine Katze".

 

Katharina: Woran erkenne ich, ob meine Katze unterfordert oder gelangweilt ist?

Katrin: Häufig ist ein „klassisches“ Anzeichen, die Katze, die „Blödsinn“ macht - sowas wie Gegenstände herunterwerfen, an Wänden und Möbeln kratzen und ähnliches. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass die Katze sich selbst eine Beschäftigung sucht. Aber auch Konflikte mit den anderen Katzen in der Gruppe werden nicht selten durch angestaute Energie verursacht. Natürlich kann auch „aggressives“ Verhalten uns Menschen gegenüber vorkommen. Ich setze das aggressiv hier bewusst in Anführungszeichen, denn der Anlass, dass die Katze Füße jagt oder uns auflauert und in die Beine springt, eben kein Angriff ist, sondern eine Beschäftigungsmöglichkeit. Doch auch das genau entgegengesetzte Verhalten kann gezeigt werden. Katzen, die sich komplett zurückziehen und immer ruhiger werden, da kann man sagen, die Mieze entwickelt eine Art von Depression und zeigen eben entsprechendes Verhalten.

 

Katharina: Was sind die gesundheitlichen Auswirkungen von zu viel Langeweile?

Katrin: Langeweile führt bei Katzen durchaus dazu, dass sie als „Beschäftigung“ fressen, also mehr Kalorien aufnehmen, als sie verbrauchen. Genau wie bei uns Menschen führt das zu Übergewicht und den damit verbundenen negativen Auswirkungen. Es kann sich Diabetes entwickeln, Einschränkung in der Beweglichkeit, Schmerzen in den Gelenken. Auch die psychischen und emotionalen Auswirkungen sind enorm. Katzen sind intelligente, aktive Tiere, es ist wichtig, dass sie sowohl körperlich als auch geistig genug Input und Möglichkeit zum Ausagieren ihrer natürlichen Instinkte haben, um gesund und glücklich mit uns zu leben.

 

Katharina: Was tue ich, wenn meine Katze kein Interesse am Spielen hat?

Katrin: Hier ist immer die Frage: Warum hat die Katze kein Interesse? Zeigt eine Katze wirklich absolut kein Interesse an Spielangeboten, egal wie unterschiedlich diese sind, dann sollte unser erster Weg immer der zum Tierarzt sein, um abzuklären, ob nicht eine Erkrankung und damit verbunden Schmerzen die Ursache sind. Ist die Katze komplett gesund und schmerzfrei ist die nächste Frage: Hat meine Katze kein Interesse am Spielen oder hat sie kein Interesse an dem Spiel, dass ich ihr anbiete?

Hier heißt es dann kreativ und experimentierfreudig zu sein:

  • Unterschiedliche Spielsachen aus unterschiedlichen Materialien
  • Die Spielsachen unterschiedlich anbieten
  • An neuen Orten spielen
  • Zu anderen Zeiten Spiel anbieten

In den allermeisten Fällen ist es so, dass wir Hüter mit unseren Angeboten „an den Katzen vorbei“ spielen. Wir müssen hier bereit sein neues auszuprobieren, um zu erfahren, was unsere Katzen mögen.

 

 

Katharina: Wie viel Zeit sollte ich am Tag mit meiner Katze spielen?

Katrin: Das ist natürlich sehr individuell, es gibt Katzen die sehr viel aktiver sind als andere, dazu kommt Alter der Katzen, Kitten möchten sehr viel häufiger und mehr spielen, als adulte Katzen. Mindestens 2x am Tag sollte aus meiner Sicht eine Spielsession von 10 bis 15 Minuten stattfinden. Ergänzen können wir mit Clickern und „activity feeding“, das klassische Fummelbrett und Schleckmatten. Dabei ist es natürlich wichtig, dieses Futter von den anderen Futterportionen abzuziehen.

 

Katharina: Kann man Katzen auch anders beschäftigen, besonders wenn man als Catparent wenig Zeit hat?

Katrin:
Auch wenn wir noch weitere Möglichkeiten haben, den Alltag unserer Katzen zu bereichern muss ich einfach ganz klar sagen: die 20-30 Minuten aktive Spielzeit mit unseren Katzen und zwar als verlässliche Exklusiv-Zeit ist aus meiner Sicht nicht verhandelbar! Diese Zeit müssen wir Hüter uns nehmen! Wir haben uns für das Leben mit Katzen entschieden und dazu gehört auch diese Seite.

Zusätzlich können wir aber auch in unserer Abwesenheit oder wenn wir beschäftigt sind, den Lebensraum unserer Katzen so gestalten, dass er anregend ist und Abwechslung bietet. Ein paar wenige Ideen sind:

  • Eine Decke locker über die Rückenlehne und Sitzfläche der Couch legen als Höhle
  • Packseide auf dem Boden auslegen
  • Kartons z.B. mit Klopapierrollen und Packpapier füllen
  • Aussichtsorte am Fenster, von denen aus die Katzen das Leben draußen beobachten können

    Katharina: Vielen Dank für Deine Tipps, Katrin. Mit diesen Insights fällt es vielen unserer Kunden sicher leichter, die Bedürfnisse ihrer Katze(n) noch besser zu erkennen. Man kann es nicht oft genug sagen: Das Spielen mit der Katze ist so essenziell wie das Gassigehen mit dem Hund. Danke für das interessante Interview!

     

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